Günther Köstner

Halleluja Hallenmasters

Halleluja Hallenmasters

Kunstrasenteppich, fliegende Wechsel und feine Tricks: Fußballfans erinnern sich gern an die goldenen Zeiten des Hallenfußballs. Vor 20 Jahren wurde das letzte Hallenmasters ausgespielt – mit einem überraschenden Gewinner.

Es ist ruhiger geworden um Lorenz-Günther Köstner, seit er im Sommer 2014 das Traineramt bei Fortuna Düsseldorf abgegeben hat. Aber wer wie er sein Leben dem Profifußball gewidmet hat, kann nie ganz loslassen. „Es kribbelt noch“, sagt Köstner selbst. Der heute 68-Jährige könnte viele Anekdoten aus seiner langen Karriere als Spieler und Trainer erzählen, eine spielt in der Hochphase des Hallenfußballs, die vor 20 Jahren zu Ende ging.

„Hallenfußball war ein zweischneidiges Schwert“, erinnert er sich an die goldenen Jahre des Budenzaubers. Auf der einen Seite hätten die Profis nebenbei die schweißtreibende Vorbereitung für die Rückrunde absolvieren müssen. „Auf der anderen Seiten waren Hallenturniere für die Fans eine sehr gute Möglichkeit, ihre Idole hautnah zu erleben.“ Hallenfußball war ein Zuschauermagnet.

Und das nicht erst in den späten 80er-Jahren. „Als Spieler bei Gladbach in den 70er-Jahren haben wir immer ein fünftägiges Hallenturnier in Berlin gespielt, das war an allen Tagen ausverkauft“, erinnert sich Köstner. Damals ganz normal: Morgens wurde draußen auf dem Trainingsgelände am Olympiastadion geschwitzt, nachmittags dann drinnen in der Halle gekickt.

Westfalenhalle Dortmund
Budenzauber: Das Hallenmasters 2001 in Dortmund sollte das letzte sein. Am Ende triumphierte vor 10.000 Zuschauern die SpVgg Unterhaching.

Bis zu 18 Qualifikationsturniere für das Masters

Seine Blütezeit erlebte der Hallenfußball dann Ende der 80er- und während der 90er-Jahre. Das erste Hallenmasters gab es 1989 in Dortmund. In den Folgejahren wurden in bis zu 18 Qualifikationsturnieren die Teilnehmer der Endrunde in der Dortmunder Westfalenhalle oder der Münchner Olympiahalle ausgespielt. Meister, Pokalsieger und Hallen-Titelverteidiger waren automatisch gesetzt.

„Das war schon etwas Besonderes. Die Stimmung war toll, die Zuschauer ganz nah dran am Geschehen“, erinnert sich Köstner. „Die Fans konnten zwischendurch auch Gespräche mit ihren Stars führen und sich Autogramme holen.“ So ein Stückchen Lockerheit im Umgang mit den Anhängern würde sich der erfahrene Trainer auch heute wieder wünschen.

Aber der Hallenfußball hatte auch seine Schattenseiten. Vor allem die Sorge vor Verletzungen. „Klar, es gab sogar Schienbeinbrüche. Trotzdem würde ich sagen, das Thema Verletzungen im Hallenfußball wurde etwas übertrieben“, findet Köstner. „Auch bei der Vorbereitung draußen kam es zu Verletzungen, vor allem weil die Trainingsplätze noch nicht so optimal waren wie heute.“

Hallenfußball-Geschichte mit Unterhaching

Insgesamt hätten die guten Seiten des Hallenfußballs überwogen, findet Köstner. Vor allem an das letzte Hallenmasters erinnert er sich gern. Kein Wunder: Am 14. Januar 2001 holte die von Köstner betreute SpVgg Unterhaching den bis heute letzten DFB-Hallenpokal. Dabei hat er seine Männer nicht mal extra in der Halle trainieren lassen. „Im Gegenteil: Wir waren mit der Mannschaft in einem Lauftrainingslager in der Toskana und sind von dort nach Stuttgart zu unserem Qualifikationsturnier geflogen“, erzählt er heute. „Dass wir gewonnen haben, hat uns selbst überrascht.“

Für den Hintergrund sei aber erwähnt, dass einige Vereine den Hallenfußball wichtiger nahmen als andere. Während kleinere Vereine die Chance auf Siegprämien gern annahmen, schonten andere ihre besten Spieler, um gut für die Rückrunde gerüstet zu sein. Auch bei Unterhaching lag der Fokus ganz klar auf der Rückrundenvorbereitung. Der Hallenkick war aber eine willkommene Ablenkung. „Die Spieler nutzten die Turnierpausen für Gespräche mit Kollegen oder Fans. Es gab auch Kartenrunden, die Atmosphäre war recht locker.“

Trotzdem standen die Hachinger plötzlich auf dem Kunstrasen vor 10.000 Zuschauern in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle. In der Vorrunde bekamen es Köstners Männer mit dem VfL Bochum und dem FC Bayern München zu tun. Nach zwei Siegen und einem weiteren Erfolg gegen Mainz im Viertelfinale standen die Hachinger plötzlich im Halbfinale. „Dabei hatten wir nicht extra für das Turnier trainiert, uns aber eine gute Taktik zurechtgelegt“, erinnert sich Köstner. „Irgendwann haben die Jungs dann gesagt: ‚Kommt, das Ding wollen wir heute gewinnen.‘“

Keine Zeit zum Feiern

Und so kam es dann auch: Cottbus wurde im Halbfinale mit 5:2 aus der Halle gefegt, dann musste Unterhaching im Finale gegen das mit Stars gespickte Werder Bremen antreten. Nach regulärer Spielzeit stand es 1:1. Im Neunmeterschießen hatte das Team um den starken Torhüter Gerhard Tremmel mit 5:4 knapp die Nase vorn. Unterhaching war Sieger des DFB-Hallenpokals 2001. Spieler, die Lorenz-Günther Köstner aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben sind, waren Marco Haber, André Breitenreiter, Altin Rraklli oder Markus Oberleitner. „Gerade der Marco Haber war ein exzellenter Hallenfußballer.“ Viel Zeit zum Feiern hatten die Hachinger übrigens nicht, der Terminplan war eng. „Um unnötige Reisezeit zu vermeiden, hatten wir geplant, direkt danach zum Trainingslager nach La Manga in Spanien zu fliegen.“ Trotzdem habe er den Spielern erlaubt, im Hotel ein, zwei Bierchen zu trinken. „Aber am nächsten Morgen mussten alle pünktlich im Flieger Richtung Trainingslager sitzen.“

Es sollte das letzte Turnier seiner Art gewesen sein. Die Winterpause wurde immer kürzer, das Verletzungsrisiko erschien vielen Bundesligisten zu hoch. Die Folge: Viele Stars verfolgten das Geschehen von der Tribüne aus, statt selbst zu zaubern. Heute spielen in der Halle meist nur noch All-Star-Teams oder Traditionsmannschaften gegeneinander.

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